Mittwoch, 2. Januar 2013

The Great Hans Unstern Swindle

Kratz dich raus war ja schon sowas wie die Platte des Jahres, hier im Haus zwar erst 2011, nach dem Kurzauftritt Herrn Unsterns anlässlich von 20 Jahren Conne Island, aber trotzdem. Beim Betreten des Venues drängelte sich ein kleiner vollbärtiger Typ an uns vorbei und wir merkten irgendwie, dass der uns nicht nur das eine Mal aufgefallen sein würde. Hans Unstern spielte dann zweidrei Lieder - oder sowas ähnliches. Dann Ja, Panik und der Unstern geht ans Mischpult. Er hat immer noch die Parka von ganz am Anfang an und fährt die Regler mit jeder gesungenen Zeile der Band hoch und runter, keine Ahnung, warum wir an dem Tag genau neben dem Mischpult stehen. Irgendwann fingert er einhändig beim Reglerschieben einen Joghurtbecher aus seiner Tasche und dann natürlich auch noch einen Silberlöffel. Wieso die Menschen nur Joghurt essen?
Diese Platte von 2010 war irgendwie ganz anders als alles andere vorher, sie tat weh, der Mann hat keine Stimme und es knarzt und rumpelt an allen Ecken, einfach herrlich. Was sollte man da vom zweiten Album erwarten? Das erste Lied dann auf einer SPEX-CD, glaub ich, Mit schwarzen Lippen sitzen wir hinten, naja, okay, sowas wie Kratz dich raus kann man halt doch nur einmal. Ja Ficken! Von wegen! The Great Hans Unstern Swindle stellt alles in den Schatten, alles. Offenbarung oder was weiß ich denn. Der Opener, auch schon vorgeschossen im Musikexpress, ist schon der Wahnsinn. So eine Musik zu machen und dann gleich einsteigen mit Ich schäme mich, für mich schämen sich sogar die Läuse auf den Tomaten. Bamm! Und gleich Entweder & Oder hinterher, "nichts mehr wie es schien zwischen mir und mir". Wieder so komische Strophen, mehr Lyrik als Songs, Texte, für die mir keine Adjektive einfallen und dann so ein hitverdächtiger Refrain aus dem Nichts. Später kommen noch Streicher, Chöre, Orgel in einer DIY-Musik, die nicht am Abgrund taumelt, sondern auf einem Seil über die Schlucht balanciert und es währenddessen zerschneidet und hübsche Schleifen reinbindet, dass man herrlich drin hängen bleiben kann.

Ich seh dich in die See pissen
mein Horizont im Hochwasser
beim Nachtreten, beim Hinterherkotzen
Fische prügeln sich um dein Erbrochenes

Du hast mir den Hass auf mich ergiebig gemacht,
du hast mir den Hass auf mich erschwinglich gemacht
du hast mir den Hass auf mich ergiebig gemacht
Ich liebe dich dafür, dich dafür.

Mit dem Kinderlied kann ich dann nix anfangen, aber dann: "Ich spiele niemandem was vor" und vor allem "Bea Criminal", immer und immer wieder "Bea Criminal". Bei Hans Unstern ist Autosanzünden Streetart und man will immer weiter zitieren wie Espenlaub, yeah!

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