Donnerstag, 17. Januar 2013

Maximilian Hecker @ Werk 2 Leipzig

Die Show beginnt mit einer Performance. Im Dunkel der Bühne erscheint ein Mensch mit so einem langen Feuerzeugdingweißtschon und macht sich daran, die vom Publikum erahnte erste Tagesaufgabe zu erledigen. Er zündet nach und nach in aller Seelenruhe die schätzungsweise 93 Kerzen auf der Bühne an. Man könnte sagen: für jede/n BesucherIn steht eine Kerze, während die/der BesucherIn sitzt, obwohl Stehplatz auf der Karte steht. Es sind also mehr Leute da als erwartet, aber natürlich trotzdem sehr wenige. Noch weniger sind auf der Bühne, nämlich erstmal nur einer, der Kerzenanzünder, allein allein. Ja, genau, der Typ ist nicht Maxi Hecker himself, sondern Felix Räuber, der Sänger von Polarkreis 18.
Als alle Kerzen romantisch vor sich hin leuchten, betritt Herr Hecker gemeinsam mit Herrn Räuber die Bühne. Keine Ansage oder irgendwas bis zum dritten Lied, so war das dem Buch zufolge zu erwarten. Das erste Stück beginnt, das E-Piano klingt wirklich sehr gut und als Maximilian Hecker beginnt zu singen, gleitet einem fast der Colabecher aus der Hand. Er singt genau so wie auf Platte. Also wirklich genau so. Wahnsinn. Genau so weich, so intim, hier auf der Bühne vor den fremden Leuten.
Das sich vorwiegend aus Pärchen zusammensetzende Publikum klatscht sehr unsicher, es fühlt sich ungefähr so an, als ob ein mieses Off-Theater-Stück endlich zuende gegangen ist, das keiner verstanden hat und nicht, als ob da grad jemand ein wundervolles Lied wunderschön gesungen hat und das Klavier gestreichelt hat. Man kann es dem Publikum nicht so recht verdenken, denn das ist hier zweifelsohne kein Popkonzert.
Zwischen den intimen in Bann schlagenden kleinen großen Liedern Heckers blitzt das auf, was man über diesen komischen Typen mal irgendwo gelesen hat. Maximilian Hecker spielt seit zwölf Jahren Konzerte, in Asien vor hunderten und tausenden Menschen, in Deutschland vor 50 bis 100, aber man hat selten jemanden gesehen, der sich so unwohl auf der Bühne fühlte. Er singt und spielt wundervoll, aber wenn er etwas sagen soll, weiß er nicht so recht, was oder wenigstens wie. Sein Sidekick Felix Räuber ist Frontmann in einer recht erfolgreichen Band und springt ein. Er ist ein Showman und man fragt sich irgendwann, wessen Konzert das ist. Er singt technisch unglaublich gut, besser als jemals auf einem Popkonzert (das hier ist, wie gesagt, eher keins) gehört, hat aber kein Stück Gefühl in seiner Stimme. Er klingt so klinisch wie dieses Superalbum seiner Band aussah.
Wenn Maximilian Hecker allein auf der Bühne ist, insgesamt bei drei Stücken und einem Kapitel seines Buches, hat man das Gefühl, es wäre intensiver, inniger, besser ohne den Kompagnon neben ihm. Verrückt genug wäre es trotzdem.

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