Dienstag, 15. Januar 2013

Eine pornographische Beziehung

Warum dieser Film so heißt wie er heißt, bleibt ein Rätsel. Eine Frau gibt eine Sexanzeige auf, ein Mann meldet sich darauf, beide treffen sich und finden mehr als eine Bettgeschichte. Eine erotische Beziehung, die zu einer Art kurzen Liebesbeziehung wird - ist das wegen des Zeigens im Film dann schon Pornographie? Wesentlich mehr zu sehen als auf dem Filmplakat gibt es im Film nicht, aber es ist ja auch egal, wie dieser sehr schöne Film heißt.
Die oben skizzierte Affäre wird in einem Interview mit den beiden Protagonisten getrennt voneinander erzählt und zunehmend in "alten" Bildern gezeigt. Dieser pseudo-dokumentarische Stil wird auch dadurch verstärkt, dass sie und er (beide bleiben namenlos) sich verschieden an gleiche Details erinnern. Kannten sie sich vorm ersten Treffen nun von Fotos oder nicht? Trafen sie sich ein halbes Jahr zweimal die Woche oder einmal alle zwei Wochen über einen Zeitraum von zweidrei Monaten?
Eine pornographische Beziehung ist wunderbar ruhig gefilmt, immer gefühlte drei Sekunden zu spät beim Schnitt, wie es die Nouvelle Vague etabliert hat und wie es zuletzt in Oh boy zu sehen war. Wunderbar ist auch, dass beide Protagonisten so herrlich normal aussehen und nicht so getan wird, als ob nur wunderschöne Menschen oder eklige Pornotypen sexuelle Beziehungen hätten - auch das kann kaum ein Kino so gut wie das französische.
In diesem ganzen Vergnüglich-Leichten erschöpft sich der Film freilich nicht. Obwohl sie genau wie er nach einigem Bedenken sicher sind, eine echte Liebesbeziehung mit dem bzw. der Seelenverwandten führen zu wollen, scheitert diese schon, bevor sie beginnt. Er sieht in ihren Augen, dass sie keine Beziehung möchte, dass sie es aber nicht aussprechen kann, weshalb er lügt, er wolle keine Beziehung. Sie sieht dabei in seinen Augen, dass er es ehrlich meint und widerspricht deshalb nicht. Als ZuschauerIn schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen, erfährt man doch parallel von den beiden im Interview, was sie eigentlich fühlten und nur zu sehen glaubten.
Der Interviewer ist nicht zu sehen, scheint jedoch ein Dokumentarfilmer, Journalist oder Wissenschaftler zu sein. Wie er die beiden Protagonisten und ihre Geschichte gefunden hat oder warum er sie erfragt, bleibt unklar. Das ist komisch.

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