Donnerstag, 24. Januar 2013

Hans Unstern, Die Heiterkeit & Ja, Panik @ Centraltheater Leipzig

In dieser einen Simpsons-Folge, in der Tingel-tangel-Bob vor Gericht steht, weil er angeklagt wird, Bart töten zu wollen, wird eine Tätowierung Tingeltangel-Bobs gezeigt, um ihn zu überführen. "DIE BART DIE" steht auf seinem Körper und das kann nur als "STIRB BART STIRB" interpretiert werden in einem amerikanischen Gericht. Doch dann schwört Tingeltangel-Bob, dass das ein Missverständnis sei, weil es sich um eine deutsche Botschaft halte: "DIE BART DIE". Die Geschworenen sind sich sofort einig: jemand, der Deutsch spricht, kann kein schlechter Mensch sein.
Bei der Hamburger Band DIE HEITERKEIT verhält es sich übrigens genau umgekehrt: Stirb Heiterkeit, stirb!, scheinen die drei jungen Frauen sagen zu wollen. Oder was anderes, das weiß man nicht so genau. Jedenfalls singt die Sängerin zu tief, nicht für mich, sondern für sich. Man kann sich das mit tocotronischen Durchhalteparolen schön reden, aber man kann auch einfach sagen: das könnte besser sein. Was sagt das über eine Band, wenn man beim ersten Reinhören in einzelne Lieder denkt: och nö, dann beim Konzert denkt: könnte auf Platte ganz gut klingen und dann beim erneuten Hören der aufgenommenen Stücke denkt: naja, eigentlich ist das schon okay? Ist das wirklich okay, wenn man nur denkt, das es okay ist, es sich aber nicht danach anfühlt? Keine Ahnung. Wahrscheinlich würde man die Heiterkeit dann doch für den nächstbesten Dandy verlassen (guter Song!), auch wenn sie so schöne Dinge sagen wie: "Es liegt an der Luft, aber es liegt auch an mir."
Bevor die Sängerin der Heiterkeit an diesem Abend aber "Alle Menschen mögen mich" brummen darf, piepst ein bärtiger Zausel in Strumpfhosen erstmal "Ich schäme mich". "Wie heißt er doch gleich? Bernd Unstern?", fragt jemand jemanden. Ach, was Bernd doch für ein glamouröser Name ist, vergisst man ja manchmal. Der Fraktus-Soundchef Bernd Wand hat nicht umsonst darauf hingewiesen, dass es bezauBERND heißt. Nun, heute aber Hans Unstern als Dosenöffner zu diesem verschrobenen Abend. Er hat schon angefangen als wir den Saal betreten und er hat Luftballons dabei. Als Auftakt Unbenannte Datei, das einzige Lied des zweiten Albums, dass nun wirklich nicht so gut ist. Statt der Kinderstimmen heute eine andere, auch nicht besser. Dann gleich der Stampfer Bea Criminal, der Favorit, die Krönung des Hans Unstern Swindles. Es stehen überall komische Instrumente rum, die seltsame Geräusche machen, eigentlich eher nur Lärm. Es fühlt sich so an, wie Hartmann'sches Theater angeblich ist, wenn man dessen Kritikern Gehör schenken würde. Man muss es so deutlich sagen: es klingt zum Kotzen, fünf Leute, die nicht singen können, kummulieren ihre Kopfstimmen, dass es einem die Schuhe nicht nur auszieht. Man sieht sie schnurstracks zur Türe rausgehen. Dieses wunderbare Stück nun ja "Musik" verliert hier 0:5 gegen den Diletantismus. Auch Entweder & Oder tut einfach nur weh. Doch dann: Ergiebig und Erschwinglich. Die Erlösung. Hans Unstern ist zurück, er wird zu dem, was nachher ein Bekannter über ihn sagt, er wird zum Zauberer. Yeah! Von nun an hat er einen. Ich schreib natürlich nur einen, weil ich ich vermeiden will. Selten gab es einen so schönen Melodieverlauf mit großartigerem Text als "Ich seh dich in die See pissen / Mein Horizont im Hochwasser / Beim Nachtreten, beim Hinterherkotzen / Fische prügeln sich um dein Erbrochenes". Nochmal: yeah! Es klingt auf einmal irgendwie alles irgendwie gut, warum auch immer. Singen kann immer noch niemand, aber das ist sowas von egal. Zur Zugabe dann auch noch Endlos endlos vom ersten Album. Es ist egal, was jetzt noch kommt, der Abend ist jetzt schon so dunkel wie der Tag es war.
Das haben sich wahrscheinlich auch die oben bereits abgefrühstückten Heiterkeiten sowie die Herren von Ja, Panik gedacht. So richtig Lust aufs Konzert scheint keineR von ihnen zu haben. Liegt aber vielleicht auch am sitzenden reservierten Publikum. Wobei man natürlich fragen darf, wer fürs Funkenüberspringenlassen verantwortlich ist: zahlende oder bezahlte Menschen? Nun, sei's drum. Ja, Panik spielt ein schönes Konzert, mal wieder ohne meine Favoriten und deshalb ein bisschen eintönig. Was hätten Zwischen 2 & 4 oder die Transatlantic Love Affair nicht alles anrichten können. Oder wenigstens die Mördergrube.. Immerhin kommt ja noch Alles hin, hin, hin und in der Zugabe sogar noch Nevermind.
Wenn man bedenkt, dass es Splitsingles Die Heiterkeit & Ja, Panik sowie Ja, Panik & Hans Unstern mit jeweils Überkreuz-Coverversionen gibt, fragt man sich schon, warum an so einem Abend nicht mal was Besonderes gemacht wird. Naja, hättstewennstewärste oder wie man sagt. Dann halt doch wieder zu den Platten greifen.

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